Sicher ist eins. Ich bin ein Digital Native. Von Anfang an bin ich im Internet dabei: erst die Emails, ISDN Telefon, Webseiten, CMS, dann die Social-Media und nun seit zwei Jahren Zoom und alle anderen Meeting Plattformen. Und dann kam Corona.
Yoga in Präsenz wurde plötzlich unmöglich. Aber es blieb nicht nur bei 2-3 Wochen, das wissen ja alle. Als Yogalehrerin blieb letztlich keine Wahl, auch aufs Online-Unterrichten umzusteigen.
Nur: von Yoga-Unterricht kann online nicht die Rede sein. Die Yogaschüler sind im Grund nicht zu sehen, das technische Equipment – auch in einer Minimalversion – nimmt zu viel Aufmerksamkeit ein und bis die Leitung bei allen steht, vergeht eine Menge Zeit.
Die positive Yoga-Energie ist flöten, vor allem, wenn man da so allein vor mehreren Bildschirmen bei hellster Beleuchtung die Asanas vorführt und wie soll eine Korrektur erfolgen, wenn von den Teilnehmenden meist nur der Haarschopf zu sehen oder die Beleuchtung so dramatisch dunkel ist, dass kaum Umrisse erkennbar sind?!
Manchmal passierte es auch, dass die Laptopklappe der Kursleiterin langsam nach unten sinkt und die fragenden Augen der Teilnehmenden in dem Auge der Kamera zusehen sind. Es gibt eben auch witzige Momente.
Und nun, die Vorteile von Online Yoga liegen auf der Hand: Niemand muss aus dem Haus gehen. Die Matte lässt sich bequem im Wohnzimmer ausbreiten. Lange Anfahrtswege mit Schienenersatzverkehr oder sonstigen Verzögerungen im Betriebsablauf werden vermieden. Jeder kann nach Belieben mitmachen und unterwirft sich keinem Gruppenzwang. Dann gibt es jetzt neuerdings die hybride Variante. Online und offline gleichzeitig bei ständiger Beobachtung der Internetverbindung und trotzdem bei den Teilnehmenden vor Ort in Präsenz. Das passt zwar exzellent zu unserer Zeit.
Ehrlich? Für Yoga ist diese Variante aus der Zeit gefallen. Denn Multitasking ist genau das, was ich im Yoga gelernt habe zu lassen. Die Einpunktigkeit und die Konzentration auf nur eine Sache ist für mich ein Yoga-Geschenk. Diesen Schatz möchte ich nicht an ein Stück Komfort abgeben. Ich freue mich sehr, dass die Kurse, die Bildungsreisen und auch der Einzelunterricht wieder stattfinden können. Ich möchte Spaß und persönlichen Austausch nicht mehr mit der Kamera tauschen. Und mein Anspruch ist es, dafür zu sorgen, dass die Teilnehmenden mit einer frischen Energie und einem guten (evtl. korrigierten) Köpergefühl nach Hause gehen. Ich möchte es nicht mehr missen.